„Wir saßen vor Schrecken sprachlos in unseren Sitzen, staunend, wie ein Waggon nach dem anderen an uns vorbeischlich, ein endlos langer Gütertransport, und am Ende war es wie im Theater nach dem Aufgehen des Vorhangs, Halluzinationen oder nicht, wir sahen die Landschaft dahinter zum ersten Mal richtig, zum ersten Mal die Alpen, obwohl sie wer weiß wann schon sichtbar gewesen sein mußten.“ (Norbert Gstrein, O2)
Ausgangspunkt meiner Serie ist die Fragestellung, ob wir in der geochronologischen Epoche des „Anthropozän“ überhaupt noch in der Lage sind, menschliche Eingriffe in der Landschaft als solche zu identifizieren.
Als ersten Schritt fotografiere ich archetypische Natur- aber auch von Menschen geplante Parklandschaften. Ich verschiebe jedoch den Blick weg vom instinktiv ausgewählten Fragment der scheinbar unberührten Landschaft und rücke die Spuren der Zivilisation in den Fokus, um diese Spuren in einem zweiten Schritt digital zu verdecken.
Für den Betrachter bleibt rätselhaft, was sich hinter den schwarzen Rechtecken verbirgt. Das Schwarz behauptet seine eigene Präsenz und rückt das ursprüngliche Motiv von einer veränderten Perspektive aus in ein neues Licht. Der Titel „Human-Nature“ legt nahe, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Natur oder die menschliche Natur konstitutiv für das Verständnis der Serie sind. Sind die schwarzen Balken willkürlich konstruierte Objekte um der Übermacht der Natur etwas Menschliches entgegenzusetzen, ein Spiel mit Proportionen, Fläche und Raum? Oder werden bewusst menschliche Eingriffe aus den Bildern verbannt? Und welche weniger offensichtlichen Auswirkungen menschlichen Handelns müssten noch zusätzlich verdeckt werden?
Generell können die Bilder meiner Serie auch als ein Statement zur menschlichen Wahrnehmung von Natur zwischen der Suche nach Déjà-vu-Erlebnissen, selektiven Ausblendungen und der paradoxen Sehnsucht nach etwas, das wir uns wünschen und zugleich zerstören, gesehen werden.